Neukölln gilt als Armenhaus Berlins. In dem Stadtteil mit über 300.000 Einwohnern ist fast ein Viertel der Menschen arbeitslos. Hier herrscht die höchste Sozialhilfedichte Europas. Gewalt und Kriminalität sind an der Tagesordnung. Tendenz steigend. Berlin-Neukölln: Wer es sich leisten kann, zieht weg Verhältnisse wie in Rio befürchtet selbst der Bürgermeister von Neukölln. Wer es sich leisten kann, ruft den Umzugswagen. Zurück bleiben Menschen, die anderswo keine Wohnung kriegen, die keinen Job finden – oder kein Deutsch sprechen. In keinem anderen Stadtteil leben so viele Ausländer und Migranten wie in Neukölln. Und es werden immer mehr. Eine Parallelgesellschaft entwickelt sich – mit ihren eigenen Gesetzen und Werten. Zwangsheirat und Gewalt in den Familien – Probleme, die vor allem in diesem Kiez kaum in den Griff zu bekommen sind. Überall ist zu sehen: Die soziale Not. Immer mehr Menschen geraten in die Schuldenfalle. Auch in Neukölln haben Gerichtsvollzieher mehr denn je zu tun. Mit einem Durchsuchungsbeschluss in der Tasche verschaffen sie sich – wenn es sein muss auch gewaltsam – Zutritt bei den Schuldnern und räumen deren Wohnungen aus. Die SPIEGEL-TV-Reportage zeigt eine Milieustudie Neuköllns: Die Reporter Saskia Kress und Michael Grotenhoff haben Vollziehungsbeamte vom Zoll begleitet, waren bei der Nachtstreife des Polizeiabschnitts 55 dabei und geben Einblick in das Leben Jugendlicher aus Zuwandererfamilien, die ihre Zeit entweder totschlagen oder sich aus dem Kiez boxen wollen.