“Nachkriegskarrieren in Norddeutschland” Der Film zeigt, wie die braunen Netzwerke nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Schleswig-Holstein funktionierten und wie zahlreiche Nazis eine zweite Berufskarriere als angeblich unbescholtene Bürger machen konnten. München war die Hauptstadt der Bewegung, Berlin die Reichshauptstadt des Führers – und Schleswig-Holstein? Hoch oben in Deutschland verkrochen sich Nazis, nachdem der Krieg verloren war und Adolf Hitler Selbstmord begangen hatte. Führende Nationalsozialisten nutzten das Durcheinander der Nachkriegsjahre, um sich in Schleswig-Holstein eine neue Karriere aufzubauen. Sie rechneten auf Sympathie in einem Land, in dem schon 1932 53 Prozent der Bürger für die Nationalsozialisten gestimmt hatten. Im Durcheinander von Kriegsheimkehrern und 1,2 Millionen Flüchtlingen wurde nicht viel nachgefragt – zum Teil halfen schleswig-holsteinische Einrichtungen tatkräftig nach, Nazigrößen zu integrieren. So stattete zum Beispiel die Marineschule Mürwik Mitarbeiter der Konzentrationslager mit falschen Soldbüchern und Marineuniformen aus. Mitarbeiter des Flensburger Polizeipräsidiums stellten Altnazis mehr als 2000 falsche Kennkarten aus. Die schleswig-holsteinische Kriminalpolizei gewährte zahlreichen SS- und Gestapo-Funktionären Unterschlupf. Die ersten Chefs der Kripo waren einmal leitende Beamte des Reichssicherheitshauptamtes gewesen. Offene Stellen besetzten sie mit alten Kameraden. Der Film zeigt eindringlich anhand von Interviews mit Zeitzeugen, wie dicht das braune Netz der gegenseitigen Fürsorge gewebt war. Zahlreiche Dokumente aus Gerichtsakten, die nun erstmals einsehbar sind, runden das Bild ab.