Für einen jungen Schwarzen in den USA der 1930er-Jahre war Leichtathletik eine der wenigen Möglichkeiten, Karriere zu machen. Jesse Owens, der in einem armen Viertel von Cleveland aufgewachsen war, war ungewöhnlich begabt im Sprint und im Weitsprung. Seit 1934 war er tatsächlich beinahe ein Star. Aber er konnte trotzdem nicht im gleichen Schlafraum der Uni übernachten wie weiße Sportler. Und seine Qualifikation für Berlin wäre beinahe daran gescheitert, dass beim entscheidenden Wettkampf nur Weiße zugelassen waren. Vor der Teilnahme in Berlin spaltete eine heftige Boykott-Debatte die Gruppe der schwarzen Sportler. Viele wollten an den Spielen des offen rassistischen NS-Regimes nicht teilnehmen, andere sahen gerade darin ihre große Chance auf Ruhm und Berühmtheit. In Berlin übertraf Jesse Owens alle Erwartungen. Er gewann eine Goldmedaille nach der anderen und avancierte zum Liebling des Publikums. Im Weitsprung-Wettbewerb trat er gegen den deutschen Weitspringer Luz Long an. Die berühmten Fotos, auf denen beide einträchtig zusammen zu sehen sind, legten später nahe, dass dort gegen alle ideologischen Grenzen eine Freundschaft entstanden sei. Doch trotz der überwältigenden Triumphe in Berlin entwickelte sich für Jesse Owens das Leben nach den Olympischen Spielen enttäuschend: Die USA und vor allem die Sportfunktionäre weigerten sich, seine Leistungen anzuerkennen, weil er die falsche Hautfarbe hatte. Selbst am Tag der Parade, die zu seinen Ehren veranstaltet wurde, wurden seine Frau und er im Hotel abgewiesen, weil sie keine Weißen waren.