Schon Herbert Grönemeyer wusste, dass das nicht so einfach ist mit der Männlichkeit. In seiner als Pop-Song getarnten Geschlechter-Theorie "Männer" listete er 1984 all die Eigenschaften auf, die auch heute noch mit ganzen Kerlen assoziiert werden ("weinen heimlich", "baggern wie blöde", "lügen am Telefon", "schon als Baby blau" etc.), nur um im Refrain zu dem Schluss zu kommen, dass das Konzept Mann eher Erfindung als Tatsache sein muss - schließlich würden Männer ja "als Kind schon auf Mann geeicht". Das Mannsein kommt laut Grönemeyer also nicht von alleine, es wird beigebracht. Was im Lied wie im Leben zur unausweichlichen und unbeantwortbaren Frage führt: "Wann ist ein Mann ein Mann?"
Aus der Frage hat Diane Torr eine ganze Karriere gemacht. Die in Kanada geborene und in Schottland aufgewachsene Performance-Künstlerin und Aktivistin hat vor über 30 Jahren in New York als Gogo-Tänzerin angefangen, fand das aber schnell langweilig, weil man da "mit den zehn immer gleichen Bewegungen arbeitet, die man auch in zehn Minuten gelernt hat". Viel mehr interessierten sie die Zuschauer, die Männer. Warum gucken die sich das an, was fühlen die, was wollen die eigentlich? Um das herauszufinden, sah sie nur einen Weg: selbst ein Mann zu werden.