Der freie, fast naive Blick aus der Sicht eines Kindes rückt die “68er” im Jubiläumsjahr 2008 in ein neues, erhellendes Licht. Der Film ist eine provozierende Abrechnung mit der ideologischen Erziehung, die so fortschrittlich daherkam und doch im Wunsch der Kinder erstickte, endlich erwachsen zu werden. Mit ironischem Blick und feuilletonistischer Handschrift zeichnen der Autor Richard David Precht und der Kölner Dokumentarfilmregisseur André Schäfer eine Kindheit in der westdeutschen Provinz nach – und bringen die großen Ereignisse jener Jahre in ganz andere, kleinere und sehr private Zusammenhänge.
Handlung
Richard David Precht wird 1964 in Solingen geboren. Er wächst in einer Zeit auf, in der sich die deutsche Gesellschaft und die Welt allgemein im Umbruch befindet. Amerika führt den Vietnamkrieg, in Deutschland existieren zwei Staaten mit gegensätzlichen Ideologien, USA und Russland befinden sich immer noch im Kalten Krieg, die Gefahr eines Atomkrieges droht. In Deutschland formiert sich eine linke Opposition und die Bürgerrechtsbewegung.
Auch in Solingen kommen die neuen Ideen an. Prechts Eltern engagieren sich politisch, lesen Marx und Engels, adoptieren zwei vietnamesische Waisenkinder und erziehen ihre Kinder im sozialistischen Geiste. Die DDR wird idealisiert, die USA verteufelt. Der kleine Richard und seine Geschwister werden mit Idealen aufgezogen, die sie in der westdeutschen Provinz zu Außenseitern machen. Der kleine Richard spielt in der Schule ein Kinderlied von Degenhardt vor, dessen Inhalt die Lehrerin schockiert, bei der Fußball WM, während des deutsch-deutschen Spiels, fiebert er heimlich mit der DDR Mannschaft, Marx verwechselt er aufgrund des Rauschebartes mit Tiervater Brehm, seine Ferien verbringt er im antiautoritären sozialistischen Zeltlager in Lüdenscheid.
Mit naivem Kinderblick schaut Richard David Precht auf seine Kindheit zurück und reflektiert sie ironisch mit seinen Interviewpartnern, Familienmitglieder und ehemalige Lehrer. Der Dokumentarfilm arbeitet mit Archivaufnahmen, privaten Super 8 Filmen, die zum Teil nachgestellt wurden, und mit Interviews. Es entsteht ein Panorama der 70er, das die Ideen und das Weltgeschehen einer aufregenden Epoche mit dem privaten Alltag seiner Normalbürger verknüpft.
Weitere Informationen im InternetZusammenstellung von Filmkritiken auf film-zeit.de (deutsch)
Interview mit Richard David Precht zum Film
Interview mit Autor und Regisseur zum Film
Wikipedia Eintrag zu Richard David Precht
Überblick über die 68er Bewegung in Deutschland
Quelle:
Presseheft
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