Sie stehen bis heute in beinahe jeder deutschen Wohnung – die legendären Regale, Schränke und Sofas des Möbelhauses aus Schweden. Als sie die Bundesrepublik Mitte der 1970er Jahre eroberten, galten sie von Anfang an schick, modern und vor allem preiswert. Gern genoss man die praktisch-billigen Selbstbauteile und keiner fragt nach, wo die Einrichtungsgegenstände wirklich her kamen. Auch bei den Billigstrümpfen auf dem Wühltisch und den Elektrogeräten im Versandkatalog spielte die Herkunft im öffentlichen Bewusstsein keine Rolle. Bildunterschrift: ] Nur wenige Verbraucher West ahnten, dass diese schicken Waren tatsächlich aus der DDR, von einem ganzen Netz Volkseigener Betriebe, stammten. Und nicht einmal die Zwischenhändler wussten, dass es dort gerade auch die Arbeit in Gefängnissen der DDR war, die zu einem fest einkalkulierten Bestandteil der Exportproduktion für das Nichtkapitalistische Ausland gehörte. Erst nach der politischen Wende wurde klar, dass es kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR gab, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen “Zweigstelle” oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich. Konsumgüter wie Möbel, Schuhe, Radios, Fotoapparate, Anzüge, Hemden, selbst große Maschinenteile und tonnenschwere Stahlröhren wurden hier für den unersättlichen Westmarkt produziert – zum Nutzen des sozialistischen Devisenbedarfs und zum Gewinn westdeutscher Unternehmen und Verbraucher.