Jeder dritte Mann, so Schätzungen, geht regelmäßig zu einer Prostituierten. Vor allem in Wien können sich zahlungswillige Männer wie im Sexparadies fühlen: Immer mehr Frauen aus Osteuropa, aber auch Asylbewerberinnen aus Afrika, sind bereit, viel zu bieten – und dies wegen der hohen Konkurrenz für immer weniger Geld.
Offiziell sind in der Hauptstadt etwa 1.300 Prostituierte gemeldet, ihre Zahl wird aber auf bis zu 7.000 geschätzt. Trotzdem ist das Thema noch immer ein großes Tabu. Kaum jemand weiß, was sich wirklich abspielt im Zwielicht zwischen Nobelpuff und Straßenstrich. Die Leidtragenden sind dabei die Frauen – in einer Gesellschaft, die sich mit der Entscheidung schwer tut, ob Prostitution ein ganz normaler Job sein soll oder nicht. In Österreich ist Prostitution eigentlich “sittenwidrig”. Trotzdem gibt es Landesgesetze, die dieses Gewerbe regeln. In der Praxis führt das dazu, dass die Frauen geduldet sind und Steuern zahlen. Rechte haben sie jedoch keine. “Ich habe nie gewusst, ob ich wieder lebendig nach Hause komme, wenn ich in das Auto eines Freiers gestiegen bin”, sagt Anna, eine Ex-Prostituierte aus der Slowakei. Jasmin, eine ehemalige Sexarbeiterin, die heute für die rechtliche Gleichstellung der Prostitution mit anderen Berufen kämpft, moniert: “Die Frauen dürfen nicht einmal ihren Verdienst vor Gericht einklagen, wenn ein Mann nicht bezahlt, schließlich gilt die Geschäftsbeziehung offiziell als sittenwidrig”. In Deutschland ist Prostitution erlaubt – in Norwegen und Schweden hingegen verboten. In Österreich gibt es nur selten Ansätze, sich überhaupt ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen.