Tod in Texas
Charles Richardson trauert um seinen Bruder Jeremy, der ermordet worden ist. / Quelle: ZDF/ Fa. Creative Differences
"Tod in Texas" (Titel im englischen Original "Into The Abyss") ist wahrlich ein Blick in den Abgrund. Der legendäre Filmregisseur Werner Herzog ("Fitzcarraldo" und "Aguirre, der Zorn Gottes" mit Klaus Kinski) hat in seiner Dokumentation mit einem zum Tode verurteilten Mörder in Texas gesprochen. Im Mittelpunkt seiner verstörenden und aufwühlenden Filmarbeit steht Michael Perry, der wegen dreifachen Mordes verurteilt worden ist und am 1. Juli 2010, nur acht Tage nach dem letzten Gespräch mit Werner Herzog, in Huntsville, Texas, mit der Giftspritze hingerichtet wurde. In langen Gesprächen mit ihm sowie mit seinem Komplizen Jason Burkett, der mit einer lebenslangen Haftstrafe belegt wurde, Angehörigen der Opfer und den Ermittlern erkundet Herzog, warum Menschen zu Mördern werden und warum ein Staat töten lässt.
Herzog erlaubt den Zuschauern, wie er sagt, einen Blick in den Abgrund der menschlichen Seele. Zugleich lässt der Chor der Stimmen, den Herzog ohne verbindenden Kommentar zusammenkomponiert hat, einen Blick auf amerikanische Träume und Albträume zu, auf zerbrochene Familien und sinnentleerte Kriminalität. Obwohl Werner Herzog in seinem Film nicht explizit dazu Stellung nimmt, ist seine Arbeit ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Herzogs Film ist ein Besuch in einer uns unbekannten Welt, in der die Humanität verloren zu gehen scheint.